Lebensmittelpreise erreichen neue Höhen

Mittwoch, 11. Juni 2008

In der gesamten Europäischen Union sind die Lebensmittelpreise in den letzten Monaten in die Höhe geschossen. Malta belegte in einer vergleichenden Statistik zur Preissteigerung von Eurostat sogar den zweiten Platz.Während die Preise im Euroland-Durchschnitt seit April 2007 um 6,2% anstiegen, sind Lebensmittel in Malta sogar 9,2% teurer als noch vor einem Jahr. Auch wenn die Mehrheit der maltesischen Bevölkerung die Einführung des Euros im Januar 2008 für die hohen Preise verantwortlich macht, scheint ein Zusammenhang weitgehend widerlegt.

Denn bereits im Juni 2007 hatten sich Importeure, Groß- und Einzelhandel verpflichtet, die Preise ein Jahr lang stabil zu halten und wurden dabei von der Regierung regelmäßig kontrolliert. Doch erhöhte Zuliefererpreise führten trotz dieser Vorsichtsmaßnahme zum Anstieg der Preise für Endprodukte.

Die Lebensmittellage auf dem Weltmarkt scheint einen großen Einfluss auf die maltesische Situation auszuüben. Steigende Ölpreise, Umstellung von Produktionsstätten auf Biokraftstoff in den USA, mehr Nachfrage aus asiatischen Ländern, Dürren in Afrika und viele Gründe mehr werden für die dramatische Entwicklung der Weltpreise verantwortlich gemacht.

Im Fall Maltas scheint der unverhältnismäßige Anstieg jedoch auch mit fehlenden Wettbewerbskräften zusammenzuhängen. Wie ein Bericht der Europäischen Kommission ergab, wird der relativ kleine maltesische Markt von nur wenigen Importfirmen dominiert, die den freien Wettbewerb weitestgehend unterbinden. Ganz praktisch lässt sich das an der äußerst begrenzten Auswahl an Produkten verschiedener Herstellerfirmen erleben. Allein die neue Niederlassung von Lidl hat zu einer enormen Ausweitung des Angebots in den vergangenen Monaten geführt. So haben maltesische Konsumenten seit der Öffnung der Lidl-Filialen täglich die Regale leergekauft.

In seiner Reaktion zum Kommissionsbericht kündigte Maltas Finanzminister Tonio Fenech an, dass die Wettbewerbsbehörde sich in nächster Zeit insbesondere mit dem Markt für Käseprodukte beschäftigen wird, wo extreme Preissteigerungen verzeichnet wurden.

Die Forderung vieler Verbraucher, die Preise durch Kompensationszahlungen niedrig zu halten, lehnt die Regierung entschieden ab. Ein solches Verhalten würde die überteuerten Anbieter noch zusätzlich mit einer zu hohen Nachfrage belohnen, anstatt sie zu zwingen, wettbewerbsfähiger zu werden. Außerdem könnten höhere Kosten zur Rationalisierung von Arbeitsplätzen führen und somit ein “Kurzzeitproblem in ein Langzzeitproblem” verwandeln.

Auch wenn die Malteser mehr als ihre europäischen Nachbarn unter Preissteigerungen zu leiden haben, scheint die Grundursache des Problems außerhalb des Einflussbereichs Macht der maltesischen Regierung zu liegen. Politische Meinungsbildner wie Pater Peter Serrancino Inglott fordern daher eine grundlegende Reform der europäischen Agrarbeihilfen. Von einem wirtschaftlichen Standpunkt scheint jedoch vor allem die Öffnung der europäischen Märkte zu Importen von Nahrungsmitteln aus Entwicklungsländern ein zentraler Baustein zu einer besseren Verteilung von Lebensmitteln in der Welt – und realistischeren Preisen in Malta – zu sein.

O. Gippner

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